Wenn das Kleid zu eng wird… (Thema Ressortsystem)


Bei Anbruch der Wintersaison habe ich meinen Kleiderkasten durchforstet. Dabei bin ich auf ein Leibchen gestossen, das mir schon länger etwas eng ist. Aber ich habe es behalten, weil es mich an schöne Momente erinnert. Aber eben, es ist zu eng, es kratzt mich unter den Armen, es beengt mich beim Atmen. Ich habe es darum nach einigem Zögern in den Texaid-Sack gesteckt. Das Bild des geliebten, aber etwas engen Kleides erinnert mich – ich entschuldige mich für den etwas grossen Gedankensprung – an die Situation der Stimmbürgerschaft von Dornach.

Sie ist während vieler Jahrzehnte vom Gemeindeammann angeführt worden. Er hatte die Übersicht über alle Geschäfte, und wenn etwas schief ging, dann war er letztlich schuld daran. Während in der Wirtschaft schon seit Jahren die Hierachien flacher wurden, blieb Dornach weiterhin beim Präsidialsystem. Man war es gewohnt, und es war verbunden mit vielen guten Erinnerungen. Mit dem Wachsen der Gemeinde wird dieses Kleid nun aber schlicht zu eng. Das Präsidialamt ist mit den vielen Aufgaben, die heute zu bewältigen sind, über Gebühr belastet. Es macht Sinn, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen – mit dem Ressortsystem. Das wird sich auf die künftige Arbeit des Gemeinderats positiv auswirken. Dass die konservative SVP da Mühe hat, kann ich nachvollziehen. Aber wenn es unter den Schultern zwickt und das Atmen beengt ist, heisst es das Kleid wechseln.

Hanspeter Ruesch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert